Auf den grossen Wassern der Zeit

 
Titre original
  Dieu est en retard
 
 
 
© C. Bertelsmann
Verlag
 

 

Titre de la traduction

 

Auf den grossen Wassern der Zeit

Éditeur C. Bertelsmann Verlag
Lieu d'édition Allemagne
Année de l'édition 1958
Année du copyright 1955 (Gallimard), 1958 (Bertelsmann Verlag)
Langue Allemand
Genre Roman

 

Présentation du livre par l'éditeur

Ein fesselnder Gesellschaftsroman um Geschehnisse und Schicksale in einem Lande westlicher Kultur jenseits des Eisernen Vorhangs. Ein dokumentarischer Stoff ist von dieser Ungarin, die schon 1954 den Grand Prix Vérité erhielt, mit hohem Können leidenschaftslos gestaltet. Für den Leser verschiebt sich allmählich der Maßstab vom Urteilen über Politisches und Menschliches auf jene Ebene, wo die Frage nach der Überwindung der Lebensangst und nach der Sinndeutung des Weltgeschehens an die Grundlage unser aller Existenz rührt. Damit ist das Buch aktuell in einem besonderen Sinne.

Vor dem Hintergrund des Ungarn um 1951 konzentriert sich die Romanhandlung auf die Schicksale nur weniger Personen. Es sind, stellvertretend für die großstädtische Oberschicht, in Budapest der Kapellmeister Tasnady, die alte Mutter und seine mondäne Frau Baby; auf dem Lande eine verwandte Notarsfamilie bürgerlicher Tradition und Geisteshaltung. Jetzt als "Parasiten" gebrandmarkt, müssen sie im Nebel der Angst, der sich erstickend auf das ungarische Volk gelegt hat, ihren Weg gehen. Trotz aller "Anpassungsversuche" bis zum politischen Komödiespielen voreinander bleibt das Ende gewiß : Deportation. Das Schicksal wird ausgelöst durch die zwielichtige Rolle des Parteifunktionärs Törzs, der sich robust und bedenkenlos in die Ehe der Tasnadys drängt. Unter diesen Spannungen zermürbt und zerbricht endlich der letzte seelische Widerstand.

Doch in dieser makabren Atmosphäre zeichnet Christine Arnothy auch liebenswert lebensvolle Gestalten, wie etwa das Orchestermitglied Arpad Klein oder die Besitzerin der Bar Troyka, eine ehemalige ungarische Gräfin. Hier wird aus einer inneren Anständigkeit und wirklichen Haltung die Angst überwunden. Hier wird auch in schüchternem Gutestun die Einsamkeit der Nächsten gesprengt, damit uns allen der Glaube an den Menschen nicht gänzlich verlorengehe.

So scheiden sich denn bei der Aufführung der dem Kapellmeister Tasnady parteibefohlenen "Freudensymphonie" die Geister hüben und drüben, die Ohnmächtigen und die Mächtigen.

"Mein Schiff, / wende den Bug / der Strömung entgegen / auf den großen Wassern der Zeit." Liegt nicht in solchen Worten ein Doppelsinn verborgen in tragischer Umkehrung des Gemeinten ? Den einen zum Gericht, den anderen zur Hoffnung ?

© C. Bertelsmann Verlag et Christine Arnothy
© Christine Arnothy